Mit Wanderfleiß zum Turner Schnitzel
Ein Besuch im Gasthaus Alt Freyburg
20. November 2025
Was tun, wenn die Gaststätte, zu der man an einem sonnigen Novembermittwoch gewandert ist, über Nacht ihre Öffnungszeiten ändert und die Türen für das Mittagsgeschäft geschlossen bleiben? Im Ort gibt es keine Alternative und so beschließen wir weiterzuwandern, bis Freyburg, noch 3 km.
Etwas planlos geht es vorwärts, dem Weinstädtchen entgegen, das uns mit Aufschriften an den Gasthaustüren begrüßt, die darauf verweisen, dass Ruhetag ist, erst ab 18 Uhr geöffnet wird oder sowieso in diesem Monat keine Gäste mehr empfangen werden. Gerade als der hungrige Magen dem Gehirn signalisiert, dass eine Pizza oder ein Döner durchaus okay wären, sehen wir Licht im Gasthaus „Alt Freyburg“ in der Oberstraße. Seit 1871 gibt es dieses familiengeführte Unternehmen. An der Eingangstür, auf Aufstellern und den Seiten der Speisekarte immer wieder der Slogan „einfach gut essen gehen“. Die nette Kellnerin bringt uns zu einem Tisch, von dem aus wir, etwas getrennt von einer größeren Gesellschaft, ruhig sitzen und einen guten Blick in den Gastraum haben, der mit Fotos und Gebrauchsgegenständen vergangener Zeiten dekoriert ist. Die übersichtlich gestaltete Angebotskarte gibt, neben der Auswahl an Speisen und Getränken, den Gästen auch Informationen zu Geschichte und Weinbau rings um Freyburg. Auch über den Turnvater Jahn kann man hier lesen, der in dem Städtchen wirkte, aber bereits 1852 starb und es so verpasste, in diesem Gasthaus zu speisen. Als Getränke wählen wir einen Müller-Thurgau trocken (0,2 l-6,50 €) und einen Dornfelder halbtrocken (0,2 l-7,50 €), dazu eine Flasche Wasser (1 l-6,00 €). Die Wasserflasche zu öffnen ist tatsächlich „Männersache“. Der Verschluss sitzt fest und so hat unsere Bedienung gar nicht erst den Versuch unternommen, uns einzugießen. Passend zur Jahreszeit befinden sich bunte Dekoblätter auf dem Tisch. Ein Gläschen für Teelichte beherbergt leider nur noch eine Aluhülle. Ganz klar, dass da nichts angezündet werden kann. Wir finden schön, dass die angebotenen Weine auf der Karte in ihrem Geschmack beschrieben werden und es auch eine Empfehlung zu entsprechenden korrespondierenden Gerichten gibt. Alle angebotenen Weine kommen von der Winzervereinigung Freyburg. Das erfährt man aber nur auf Nachfrage. Als die Vorspeise serviert wird, ein Matjes Tatar (Hering mit Gürkchen auf einem Reibekuchentaler 9,50 €) sind wir begeistert von der Kombination, der Anrichteweise, dem frischen Blattsalat mit dem milden Dressing und dem warmen und knusprigen Reibeküchlein. Alles ist gut aufeinander abgestimmt und es schmeckt vorzüglich. Das Angebot an Hauptgerichten lässt sich in die Kategorien Fleischgerichte (3), Flammkuchen (2), Variationen vom Reibekuchen (2) und Burger (4) einteilen. Da wir in der Stadt des Turnvaters sind, entscheidet sich meine Begleitung für das „Turner Schnitzel“, beschrieben als „Schnitzel von der Sau mit nem gespiegelten Ei und Kartoffelspalten“ (19,50 €), welches mit einer Salatbeilage gereicht wird. Ich bestelle Thüringer Reibekuchen (15,50 €), drei golden gebratene Röstitaler mit Schmand und drei Sorten Käse überbacken. Auch hierzu gibt es einen kleinen Beilagensalat, der, wie auch beim Schnitzel, nicht mit auf der Karte steht, den wir aber gern nehmen. In einem extra Schälchen befinden sich dafür gewürfelte Tomaten- und Gurkenstückchen, sehr frisch aber nicht mariniert. Das Schnitzelgericht wird als gut empfunden, zumal keine Turnübungen notwendig waren, um es zu verzehren. Die dreierlei Reibekuchen überzeugen nicht. Am ehesten ist die Variante mit Camembert geschmacklich interessant, die beiden anderen mit zwei verschiedenen Schnittkäsescheiben schmecken sehr neutral. Der Klecks Schmand unter dem Käse ist nicht gewürzt, was den Gaumen leider zusätzlich langweilt. Hierzu hätte ich mir eine pikante Soße oder auch Preiselbeeren gut vorstellen können. Wir freuen uns auf das Dessert! Schon beim Ankommen hatte ich auf einem Aufsteller im Gastraum gelesen: „Süßes Pfläumchen“- Vanilleeis, warme Pflaumen und Crunch (7,50 €). Das soll es sein und das ist richtig lecker! Die Pflaumen sind wie frisch gepflückt, nur leicht gedünstet, nicht zerkocht, sondern mit Biss. Mit den knackigen Cerealien, die das ganze abrunden, wird das Eis fast zur Nebensache. Als wir bezahlen, räumt die Kellnerin mit den leeren Weingläsern auch die Teelichthülse ab. Wer weiß, vielleicht kommen die nächsten Gäste in den Genuss des Lichtscheins.
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| Feines Matjestatar, ein Geschmackserlebnis | Gasthaus "Alt Freyburg" mit einladender Fassadengestaltung | Ein wenig einerlei beim Käsetalerdreierlei |
Kontakt, Öffnungszeiten Alt-Freyburg
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Gasthaus Alt Freyburg |
Mittwoch bis Samstag Sonntag, Montag und Dienstag geschlossen |


