H- wie Hof
5. April 2015
Heute hat uns der Winter noch einmal seine kalte Schulter gezeigt. Es ist Ostersonntag und auf dem Auto liegt nasser Schnee.
Unwillkürlich muss ich an die „ohnmächtigen Schauer körnigen Eises“ denken, mit denen Goethe den Osterspaziergang verziert hat. Ich will Sonne und etwas Wärme. Ich will einen schönen Spaziergang durch Hof, dorthin soll mich/uns, die heutige Fahrt führen.
Frida hat am Ostermontag ihren 5. Geburtstag und Hof liegt nur ein paar Kilometer von ihrem neuen Zuhause entfernt, da schreit das „H“ buchstäblich nach einem Hotel in Hof und Gerd darf wieder einmal dabei sein. Nach knapp 1,5 Stunden Autofahrt begrüßt uns die Hochschulstadt. Das hatte ich nicht gewusst. Überhaupt kenne ich die Stadt nicht, sie ist jedoch für mich noch immer mit einem Hauch von Wendeabenteuerlichkeit verbunden. Nach dem Mauerfall fuhren viele meiner Bekannten und Verwandten nach Hof, weil man den Ort mit dem Zug von Halle aus erreichen konnte und weil es in Bayern zusätzlich zu den 100,00 DM obligatorischem Begrüßungsgeld nochmal 40,00 DM drauf gab. Ich habe mir die 40 Mark damals nicht abgeholt und bin nun gespannt, wie sich Hof uns präsentieren wird.
Das Hotel Central, an der Freiheitshalle, haben wir gut gefunden. Ein Parkplatz gleich nebenan war auch frei, was wir von unserem Zimmer noch nicht annehmen können. Bis zum Einchecken haben wir noch gut 2 Stunden Zeit. Ein kleines Mittagessen wollen wir im Restaurant gleich neben dem Hotel einnehmen. Obwohl am Ostersonntag viele Tische reserviert sind, haben wir Glück. Die nette Kellnerin identifiziert uns gleich als „aus ihrer Heimat stammend“. Sie kommt aus Thüringen und hat mit ihrer Vermutung so ziemlich Recht. „Kleines Essen“ ist eher nicht typisch für Bayern oder genauer Franken, wo wir uns befinden. Gerds Essen fällt ziemlich deftig aus und ich muss mich mit Suppe und Salat begnügen, denn auch vegetarisch ist total unbayrisch!
Die freundliche Thüringerin beschreibt uns noch den Weg zur Innenstadt, macht uns aber wenig Hoffnung, das wir, als Naumburger, daran Gefallen finden. Dennoch sind wir guter Dinge. Die Sonne zeigt sich hin und wieder und mit Mütze und Handschuhen lässt es sich aushalten. Später verleiten uns die Sonnenstrahlen sogar zu einem Kaffee in einem windstillen Eckchen im Freien. Die Stadt begeistert uns tatsächlich nicht. Gerd zieht es ins Tal, da muss die Saale sein, da will er im Sommer langradeln, da wollen wir jetzt hin. Wir haben Glück und finden nicht nur die Saale sondern wohl auch die Attraktion von Hof, den Fernwehpark. Ein Schilderwald mit allen möglichen Namen von weit entfernten Orten, wie Amerika im Kreis Mittweida oder Brasilien im Kreis Plön. Auch so kuriose Namen wie Lederhose (da wollte ich immer schon mal hin), Katzenhirn und Ostereierstedt (wie passend) findet man hier. Ein Fernwehpark in Hof- ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Pünktlich 14:00 Uhr werden wir sehr nett an der Rezeption begrüßt. „First Class mit bayrischem Charme“, ist der Slogan des Hauses. Der Weg zum Zimmer wird erklärt und auf meine Nachfrage auch der zur Sauna und den Bademantel nebst Handtüchern gibt´s gleich mit. Das Zimmer ist sehr groß, eingerichtet im Stil der 70er Jahre. Dunkle gepflegte Holzmöbel, ein halbhohes Schränkchen, indem sich u.a. die Minibar befindet, trennt den Schlaf- vom Wohnbereich. Letzterer verfügt über eine bequeme Couch, da kann Gerd in Ruhe sitzen und lesen, während ich es mir in der Sauna gemütlich machen werde. Die Decke über dem Wohnbereich ist beeindruckend. Platten aus dunklem Holz mit Schnitzwerk, die Wirkung ist sehr edel. Insgesamt spiegelt das Hotelzimmer wohl die Üppigkeit der Zonenrandförderung vor der Wende wider. Es ist genügend Platz für Taschen und Koffer, ein großer, halb offener Kleiderschrank steht im Eingangsbereich. Im Schreibtisch ist ein Safe eingebaut. Die Betten sind mit einem zusätzlichen kleinen Kissen ausgestattet, an der Wand hängt ein großer, moderner Flachbildfernseher. Hier könnte man es länger aushalten. Das Zimmer und auch das Bad sind sehr sauber. Die Nasszelle ist ausreichend groß. Hier hätte auch noch ein Hocker Platz gefunden, den ich, wie so oft in Hotels, vermisse. Gerd wird sich später mit der Duscharmatur abkämpfen, Einhebelmischbatterien gab es in den 70ern wohl noch nicht. Gerd macht es sich mit einem Fränkischen Bier und seinem Kindle vor dem großen Fenster gemütlich. Schade, dass die Kastanienbäume, die bis zu uns in die 4. Etage reichen, ihr Grün noch nicht entfaltet haben.
Ich fahre mit dem Fahrstuhl in die Kellersauna, wo mich laut Prospekt der pure Luxus erwarten wird. Angenehme gelbe Farbtöne an den Wänden, aquamarinblaue Fliesen, wohlige Wärme. Als erstes betrete ich den Ruhebereich. Da lege ich mich gleich mal zur Probe auf eines der Wasserbetten und in mir wächst die Vorfreude auf die Ruhephase nach der Sauna. Leider wird diese Vorfreude ganz schön auf die Folter gespannt. Die Sauna funktioniert nicht. Finnsauna und Dampfsauna, beides kalt. Da bleibt erst einmal nur der Weg zur Rezeption und dort die ernüchternde Auskunft, die Sauna ist an, wenn sie kalt ist, ist sie kaputt, aber man wird sich kümmern und mich auf dem Zimmer anrufen.
War`s das nun mit Wellness? Ziemlich enttäuscht begebe ich mich in die 4. Etage. Da hilft nur Prosecco und der steht zum Glück in der Minibar. Prost auf die defekte Sauna. Oder doch nicht? Nach 10 Minuten klingelt das Telefon. Die Sauna ist angesprungen, wenn ich noch ein Weilchen warte, bis sie ihre Betriebstemperatur erreicht hat… Ich bin froh und genieße zwei Stunden lang die Sauna, den Whirlpool, die Regenwaldwasserduschen und das Wasserbett und das alles ganz für mich alleine.
Das Abendessen wollen wir im Hotelrestaurant, dem Kastaniengarten, einnehmen. Die Werbung dafür lässt sehr hoffen. „Bei uns im Kastaniengarten können Sie die Liebe zum Kochen und die Liebe zum Detail herausschmecken“. Wir sind gespannt. Das heißt, Gerd wohl weniger. Eine Bayrische Brotzeit, das ist seine Idee, mit der liegt er hier aber falsch. Nachdem wir noch einen 2er Tisch bekommen haben, leider waren viele Plätze und alle am Fenster reserviert, da hätte sich eigentlich ein Reservierungsangebot beim Check- In gehört, erhalten wir eine Speisekarte mit ausgewählten Spezialitäten. Wie es sich für diese Region gehört, sehr fleischlastig. Gerd bleibt nur die Wahl zwischen einem warmen Essen oder einem Salat, wobei letzterer nicht wirklich zur Disposition steht. Jungwildschweinbraten mit Klößen lautet sein Entschluss und es schmeckt ihm sehr gut. Ich kann mich zwischen zwei vegetarischen Gerichten entscheiden, es gibt Spargel oder Spargel! Nur gut, dass ich den mag und mit den selbstgemachten, frischkäsegefüllten Gnocchi habe ich eine wahre Köstlichkeit auf dem Teller. Im Land der fränkischen Biere bestellt Gerd ein Schwarzes, ich möchte fränkischen Wein. Da ich allein aber keine ganze Flasche brauche, habe ich schlechte Karten. Ein einziger offener trockener Weißwein aus Franken, ein Silvaner. Er ist nicht schlecht aber ein wenig flach. Zum Dessert werde ich den halbtrockenen badischen Grauburgunder nehmen. Das Dessert ist die Krönung des Essens. Eine Weißweincreme auf Baisertörtchen mit Erdbeeren und Schokosoße. Da hat sich der Osterhase viel Mühe gegeben. Leider war der Wein dazu wohl schon seit Weihnachten offen. Ich war nahe daran, ihn zurück zu geben, habe ihn dann aber einfach stehen lassen, schade!
Fernsehabend im Bett. Nach Sauna und dem guten Essen wähle ich mein eigenes Programm mit süßen Träumen. Geschlafen haben wir leider nicht so sehr gut. Die Betten waren ziemlich hart.
Endspurt im Hotel und auf zum Frühstück. Die nette Kellnerin vom Abend begrüßt uns. Die hatte sicher eine kurze Nacht, Arbeitszeitregelungen sind auch hier dazu da, ignoriert zu werden. Die angenehme Atmosphäre des Restaurants nimmt uns gleich wieder gefangen. Alles ist liebevoll eingedeckt und österlich dekoriert. Edles Geschirr zu? ich glaube es nicht! Blaue Plastikthermoskannen- warum das denn? Was für ein Stilbruch. Das Frühstück lässt kaum Wünsche offen. Ein Gläschen Sekt am Ostermontagmorgen hätte es perfekt werden lassen.
Unsere Sachen sind schnell eingepackt und gut gelaunt begeben wir uns auf den Weg zu unserem Geburtstagskind.
Kontaktdaten Hotel Central
Kulmbacher Straße 4
95030 Hof in Bayern
Telefon 09281-6050
http://www.hotel-central-hof.de
Wie beurteile ich das …
Hotel Central in Hof | Note (1-6) |
Lage, Landschaft, Infrastruktur | 3 |
Freundlichkeit der Mitarbeiter beim Empfang | 1 |
Größe des Zimmers | 1 |
Ausstattung des Zimmers | 1 |
Schlafkomfort | 3 |
Größe des Badezimmers | 2 |
Ausstattung des Badezimmers | 2 |
Sauberkeit Zimmer und Bad | 1 |
Ambiente im Restaurant | 1 |
Auswahl auf der Speisekarte | 2 |
Qualität der Speisen und Getränke | 2 |
Kompetenz der Servicemitarbeiter | 1 |
Wellnessbereich | 1 |
Parkmöglichkeiten | 1 |
Gesamtambiente des Hauses | 1 |
Preis- Leistungsverhältnis | 2 |
Durchschnittsnote: | 1,5 |
Was würde ich unbedingt ändern, wenn das mein Hotel wäre?
- Da es als SPA Hotel beworben wird, sollte der Bereich mit Massage usw. auch an Wochenenden verfügbar sein.
- Hotelgäste sollten bevorzugt werden bei der Platzvergabe im Restaurant.
- Das Angebot an offenen trockenen Weinen ist zu dürftig und müsste verbessert werden.