A wie Aseleben

Aller Anfang ist leicht - man muss nur losgehen, dann findet sich auch ein Weg.

Freitag, 5. September 2014

Vor einer Woche habe ich über ein Reservierungsportal im Internet ein Einzelzimmer gebucht. „Strandhotel Aseleben, herzlich willkommen am Süßen See“ steht auf dem Prospekt, das hier neben mir auf dem Schreibtisch liegt.

Dieser Tag hat es mir leicht gemacht, mein Vorhaben anzugehen. Nach dichtem Nebel am Morgen auf dem Weg zur Arbeit ab 11 Uhr strahlender Sonnenschein, bis 27 Grad haben uns die Meteorologen versprochen - ein Spätsommertag wie im Bilderbuch. „Hast du am Wochenende was vor“? fragte meine Kollegin in der Mittagspause. Von meinem Vorhaben wollte ich nichts preisgeben, aber eine glatte Lüge ist auch nicht mein Ding. Also ja, ich habe meine Tasche fürs Wochenende im Kofferraum und ja, ich fahre in ein Hotel, allein, Urlaub vom Alltag - ist eigentlich nicht gelogen. Nach einer guten dreiviertel Stunde Autofahrt bin ich gegen halb drei am Ziel. Das Hotel ist mir nicht unbekannt. Anfang Juli war ich mit Gerd und den Fahrrädern hier. Wir hatten das Auto in Seeburg abgestellt und sind am See entlang geradelt. Es war sehr heiß. Nach dem ersten Baden hatte ich den Badeanzug gleich angelassen, um am nächsten passenden Zugang zum See wieder ins Wasser springen zu können. Letzte Station war dann hier am Strandhotel im Biergarten bei Kaffee und Kuchen. Damals hatte Sarah ihre Abschlussprüfung noch nicht absolviert. Sie war im 3. Lehrjahr zu uns an die Berufsschule gekommen und saß in meiner Klasse.

Heute hatte sie Dienst im Hotel. Sie ist jetzt Hotelfachfrau und damit Mädchen für alles. „Als ich die Reservierung gesehen habe, habe ich gewusst, dass Sie das sind“ sind ihre freundlichen Begrüßungsworte beim Einchecken. Sie erklärt mir, wo das Zimmer ist und bietet mir an, mich hin zu bringen. Ich lehne dankend ab. Ihre Beschreibung war gut und obwohl lange Flure, etwas verwinkelt, mal rechts mal links, ich habe den Fahrstuhl und das Zimmer gefunden. Tür auf und wow: der erste Blick fällt auf die Balkontür, den riesigen Balkon und den See - und die Sonne scheint immer noch. Der zweite Blick, nun ins Zimmer, fällt etwas nüchterner aus. Es wäre durchaus ein komfortables Einzelzimmer, wenn nicht zwei Betten darin stehen würden. So kann ich mich kaum bewegen, den Stuhl vom Schreibtisch kann ich gerade so weit zurück ziehen, dass ich mich setzen kann. Wäre Gerd mitgekommen, müsste einer von uns immer auf dem Bett sitzen, wenn der andere durchs Zimmer läuft. Wir hätten auch losen müssen, wer im Bett „hinten“ schläft. Hinten bedeutet, der Zugang zum Bett erfolgt über das Fußende oder über den vorne liegenden Partner. Das geht eigentlich gar nicht, wenn man nicht gerade in einer Jugendherberge oder auf dem Gästesofa bei Freunden übernachtet. Positiv überrascht bin ich hingegen von der großzügigen Nasszelle: Alles modern, schöne Dusche, viel Ablagefläche und... Handtuchhaken! Die vermisse ich oft in Hotels, aber hier hat man an alles gedacht. Intelligente Lichtlösung am Spiegel, sodass das Tageslicht nicht wirklich fehlt.

Noch schwanke ich zwischen auf dem Balkon lümmeln und lesen oder doch ein wenig Laufen. Ich entscheide mich für Bewegung und soll es nicht bereuen. Es ist herrlich, mit Blick auf das Schloss und teilweise auf den See an Gärten und Wochenendgrundstücken vorbei auf Seeburg zuzulaufen. Ein schattiger Platz auf der bewirtschafteten Seeterrasse und die Aussicht auf ein kühles Hefeweizen (noch alkoholfrei) bieten eine willkommene Pause. Segelboote, Paddler, Enten, badende Kinder, im Sonnenschein glitzerndes Wasser ...und 25 Minuten Wartezeit auf mein Getränk. Den Rückweg will ich näher am Strand entlang probieren. Oder sollte ich das Schild mit dem Hinweis „Sackgasse auch für Fußgänger“ ernst nehmen? Ich wage es. Nach reichlich einem Kilometer geht’s nicht weiter. Ich bin mal wieder erstaunt, wie viele andere Dinge man sieht, wenn man denselben Weg in die andere Richtung geht. Zurück in Aseleben will ich nicht gleich ins Hotel. Unweit vom Strand habe ich einen Weinausschank entdeckt, urgemütlich mit schönem Ausblick. Ich genieße einen Müller Thurgau aus Höhnstedt - sehr fruchtig, wenig Säure - und eine nette Plauderei mit dem Inhaber über die Weine rund um den Süßen See. Der Weinausschank am Strand ist sein Sommergeschäft, weiter oben im Ort betreibt er die Weinstube Mansfelder Seen. Ich nehme mir einen Werbeflyer mit, vielleicht schaue ich da mal rein. Nun aber Duschen! Sarah gibt mir meinen Zimmerschlüssel, die Sauna wartet bereits auf mich. Ich bin einmal mehr überrascht: Dampfsauna und eine Mischung aus Finnischer Sauna und Sanarium. Obwohl ohne Tageslicht ist es hell und freundlich. Verschiedene Duschen und ein Tauchbecken komplettieren diesen Bereich. Vorher noch ein Blick ins Schwimmbad. Aus dem Blick wird eine viertel Stunde Bewegungsbad. Ich bin wieder überrascht. Große Fenster lassen viel Licht in den Raum. Eine Beckengröße, bei der man nicht nach jedem dritten Schwimmzug am Rand des Bassins anstößt, einladende blau-weiß Farbtöne im Becken und an den Wänden, ein Ort zum wohl fühlen. Dezente Dekorationen mit Fischernetzen passen zur Lage und zum Namen des Hauses. Entspannt und hungrig und durstig bin ich gegen halb acht bereit zum Abendessen. Es ist warm genug, um noch im Biergarten zu sitzen. An vier weiteren Tischen Gäste, die mir schon im Hotel begegnet sind.

Ich wähle diesmal einen Traminer, wieder sehr lecker. Die Speisekarte ist übersichtlich. Jeweils drei Salate, Suppen und Fischgerichte, fünf Fleischgerichte und diverse Kleinigkeiten. Ich finde, das spricht für sich, da kann man hoffen, dass es frisch zubereitet ist. Leider gibt es kein vegetarisches Angebot, die Küche würde jedoch etwas arrangieren, erfahre ich auf Nachfrage. Ich entscheide mich für den „Pasta Klassiker“ mit Knoblauchöl, Kirschtomaten, Ruccola und Garnelen und werde nicht enttäuscht. Langsam verschwindet die Sonne und die Mücken fallen über mich her. Wir sind am Wasser! Vorsorglich hat man an der Balkontür auch eine Fliegen- oder besser Mückengittertür angebracht, dafür bin ich jetzt dankbar. Die Nachbarn sitzen auf ihrem Balkon und plaudern, ich sitze an meinem Schreibtisch und das Haustelefon klingelt. Sarah ruft alle Gäste an und fragt, wer im Zimmer raucht und den Feueralarm ausgelöst hat. Ich nicht! Ich verbringe eine ruhige Nacht in einem bequemen Bett und werde tatsächlich gegen sechs von einem krähenden Hahn geweckt. Wann habe ich das das letzte Mal erlebt? Bis gegen acht döse ich immer wieder ein und überlege, ob ich am Morgen eine Runde laufen möchte oder nochmal ins Schwimmbad gehe. Ich entscheide mich fürs Wasser und sitze gegen 9 Uhr gut gelaunt am Frühstückstisch bei einer Auswahl an Wurst, Käse, Eiern und allem, was zu einem guten Frühstück gehört. Vor meiner Abreise zeigt mir Sarah noch das Filetstück des Hauses, das Café mit Kamin und Seeblick. Die Begeisterung ist mir sicher anzusehen. Ich stelle mir vor, am Kamin zu sitzen und bei einem guten Glas Höhnstedter Wein auf einen schneebedeckten See zu blicken.

Jetzt jedoch spiegelt sich die Sonne schon wieder auf der Wasseroberfläche und verspricht einen weiteren schönen Spätsommertag.  

Kontaktdaten:

Strandhotel Aseleben- Eisenschmidt GbR
Am Süßen See 8a
06317 Aseleben

http://strandhotel-aseleben.de/

PS: Das Zimmer inclusive Frühstück, Sauna- und Schwimmbadnutzung kostete 44,00 € (eine Person)! 

Ich habe mich entschlossen, die Hotels, die ich besuche, zu benoten.
(Für eine Lehrerin liegt das auch irgendwie auf der Hand )

Wie beurteile ich das … 

Strandhotel Aseleben

Note (1-6)

 Lage, Landschaft, Infrastruktur

2

 Freundlichkeit der Mitarbeiter beim Empfang

1

 Größe des Zimmers

3

Ausstattung des Zimmers

3

Schlafkomfort

1

Größe des Badezimmers

1

Ausstattung des Badezimmers

2

Sauberkeit Zimmer und Bad

2

Ambiente im Restaurant

2

Auswahl auf der Speisekarte

3

 Qualität der Speisen und Getränke

2

 Kompetenz der Servicemitarbeiter

1

 Wellnessbereich

1

 Parkmöglichkeiten

1

 Gesamtambiente des Hauses

3

 Preis- Leistungsverhältnis

1

Durchschnittsnote:

1,7

Was würde ich unbedingt ändern?

  • Die Plastikblumen, die im gesamten Haus verteilt sind, würden verschwinden!
  • Der herrlich große Balkon wäre noch einladender, wenn hier ein paar Blumen wären und eine Liege zum Relaxen.
  • Zimmer sollten direkt über die Homepage des Hauses zu buchen sein.