Warum Naumburg um ein Haar noch viel berühmter geworden wäre, als es ohnehin schon ist

18. Februar 2011

Stellen Sie sich vor, Sie steigen in Ihr Auto und fahren, und fahren, und müssen überhaupt nicht tanken. Das wäre doch was! Dieser Wunschtraum ging leider bis jetzt nicht in Erfüllung, ähnliche Träume beschäftigen die Menschen aber schon lange Zeit.

perpetuum mobileVor vielen hundert Jahren gab es natürlich noch keine Autos, aber schon Bemühungen, sich selbst bewegende und Arbeit verrichtende Maschinen ohne äußeren Antrieb, Perpetuum mobile genannt, zu bauen.

Nikolaus Krottenschmidt, Naumburger Stadtschreiber von 1536 bis 1546 berichtet in seinen „Naumburger Annalen“ ausführlich über so einen Fall. Für Sixtus Braun, einen seiner Nachfolger im Amt des Stadtschreibers (ab ca. 1578, später Bürgermeister bis zu seinem Tode 1614), war das Ereignis so bedeutungsvoll, dass er die Geschichte auch in seine „Naumburger Annalen“ übernahm.

Was war nun geschehen? „Anno 1536 zugk ein Molner von Jhene, Frantz Volck genant, kegen Naumburgk, und erlangte auf der thainburgk auf sein angeben ein platz, …“ beginnt Krottenschmidt seinen Bericht in einem für uns schwer verständlichem Deutsch. Heutzutage könnte man das Geschehen so beschreiben:
Ein Jenaer Müller, Franz Volck, kam mit dem Modell einer Mühle, die ohne äußeren Antrieb funktionieren sollte, nach Naumburg und suchte Möglichkeiten für den Bau dieses Perpetuum mobiles. Den Naumburger Rat konnte er offenbar mit seinem Modell überzeugen, denn dieser erteilte ihm die Baugenehmigung und wies ihm einen Bauplatz an der Thainburg zu. Franz Volck baute seine Mühle zunächst auf eigene Kosten, diese funktionierte aber nicht wie gewünscht. Deshalb wurde die Mühle mehrmals wieder zerlegt und anders aufgebaut. Die Anfertigung diverser Teile überstieg bald seine finanziellen Möglichkeiten, so dass der Naumburger Rat ihm einen Vorschuss von 100 Gulden gewährte. Naumburger Handwerker, die verschiedene Einzelteile bauten, haben sicherlich an der Sache richtig gut verdient.

Krottenschmidt beschreibt den technischen Aufbau der Mühle sehr detailliert und Sixtus Braun hat sie von ihm übernommen. Da Franz Volck letztendlich keinen Erfolg mit seinen Bemühungen hatte, möchte ich uns diese Details ersparen.

Wie ging die ganze Geschichte nun aus? Der verhinderte Erfinder verzweifelte, weil die Mühle ohne Antrieb von Hand nicht funktionierte. Der Rat verlor den Glauben an die Sache, ließ die Mühle demontieren und verkaufte einige Einzelteile aus Eisen und Blei. Der Erlös brachte aber nur einen kleinen Teil der vorgeschossenen Summe wieder ein. Gegen das Versprechen, nie wieder ein solches Gerät zu bauen, erließ man dem Müller die verbleibenden Schulden in Höhe von 80 Gulden und er verließ unsere Stadt. Den Schaden hatten, wie so oft, die Steuerzahler.

Aber wissen Sie, was wirklich schlimm an der Geschichte ist? Naumburg blieb der Ruhm versagt, die Stadt zu sein, in der das Perpetuum mobile erfunden wurde!

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