Vom Tatar bis zum Verwandlungskünstler
Ein Mittagessen mit Fernblick in der Villa Ilske, Bad Kösen

17. Juni 2025

Hoch über dem Saaletal, da wo das Auge die Weinberge von Saalhäuser und Köppelberg findet, am Horizont die Naumburger Silhouette erscheint und das Bad Kösener Gradierwerk nur einen Sprung über den Fluss entfernt ist, steht eine wunderschöne Villa.

Ein Apotheker, der sich 1904 in dem „Modebad" niederlies, erbaute das Haus und lebte hier ab 1915. Seit dem gab es verschiedene Besitzer und Nutzer. Nach der Wende erwarb es die Familie Becker, die es als Flair Hotel und Restaurant betreibt, so erfährt es der Besucher auf der Einleitungsseite der Speisekarte. Wir können es an diesem sonnigen Junisonntag nicht besser treffen. Im liebevoll gestaltet und gepflegten Außenbereich finden wir unseren Platz unter einem Sonnenschirm und verlieren uns erst einmal im Bestaunen der Stauden, blühenden Rosen und natürlich an dieser unglaublich einzigartigen Aussicht. Aus dem Tal klingt Blasmusik zu uns herauf, es ist Brunnenfest in der Kurstadt. Wir lesen uns durch die Speisekarte. Zwei Suppen, drei kalte Vorspeisen danach Fisch- und Fleischgerichte und Vegetarisches in etwas ungeordneter Reihenfolge. Insgesamt 14 Gerichte, da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

 

Ilske 1     Ilske 2

Villa Ilske von unten und von oben in die Ferne

   

Vom Tatar (1) über den Spargel (2) zum „Verwandlungskünstler" (3)

Zusätzlich wird Schnitzel mit Spargel und Salzkartoffeln von der Serviererin empfohlen (27,60 €). Dafür entscheidet sich mein Mann, schließlich ist Spargelzeit. Genau deshalb wähle ich die Teigtaschen mit Erbsen, Frischkäse und Minze gefüllt, serviert mit grünem Spargel, Cherry Tomaten und Parmesan (17,90 €). Als Starter bestellen wir den Lachstatar an Wildkräutern, Bärlauch-Zitronen-Butter und Baguette (12,90 €). Alles sehr schön vorsommerlich und passend zu den uns umgebenden Sonnenstrahlen. Die Getränkekarte ist umfangreich, die Weinkarte entsprechend regional. 17 Flaschenweine, teilweise auch als Schoppen, von Saale-Unstrut und ein Spanier. Wer es prikelnder mag kann auch den bewährten Rotkäppchensekt oder einen Winzersekt bekommen. Wir sind mit dem Auto unterwegs und bleiben alkoholfrei. Mein Begleiter wählt ein Bitburger 0,0 (0,33 l für 3,40 €), ich entscheide mich für eine Apfelschorle (0,4 l für 5,00 €). Die Vorspeise überzeugt voll und ganz. Das Lachsfilet ist perfekt geschnitten, gewürzt und als Timbale, gekrönt mit Bärlauch-Zitronen-Butter, angerichtet. Der knackige Wildkräutersalat bekam kleine Farbtupfer durch Tomaten und Paprika, dazu passend eine leichte Marinade. Warme duftende Baquettestücken komplettierten diesen ersten Gang. Die Hauptgerichte werden zeitgleich an den Tisch gebracht. Ich bin allein vom Anblick meines gefüllten Tellers fasziniert und der Gaumen bekommt genau das, was das Auge sieht. Ein gekonntes Potpourri aus Cherrytomaten, knackigem grünen Spargel, Parmesan und köstlichen, fast zitronengelber Teigtaschen, die mit ihrer Minze-Frischkäsefüllung auf der Zunge zergehen. Die leicht scharfen, knackigen, violetten Radieschensprossen sind ein gekonnt platziertes i-Tüpfelchen. Mein Mann wendet sich seinem sehr gut und frisch zubereiteten Schnitzel zu. Die große Spargelportion wird mit einer Sauce Hollandaise serviert, leider ist der Spargel etwas zu weich geraten, dennoch wohlschmeckend. Diese Schlemmerrunde soll ein Dessert komplettieren. Schön wäre etwas mit Erdbeeren, die Dessertkarte ist aber eher saisonneutral. So fällt die Entscheidung auf den so geheimnisvoll klingenden „Verwandlungskünstler“, beschrieben als Vanilleeis im Mandelkrokant auf Fruchtsaucenspiegel und Minzpesto (6,70 €). Eine große Eiskugel mit Krokant drohnt auf einem roten, gelben und grünen (Minze?) ineinanderlaufenden Fruchtspiegel und wer schon einmal eine Malerpalette in der Hand hatte, weiß, wozu sich die Mischung dieser Farben verwandelt. Das Minzearoma kann ich leider nicht schmecken, ein einzelnes Blatt Minze gleicht das auch nicht aus. Insgesamt verlassen wir jedoch sehr zufrieden das Lokal, das Brunnenfest ruft.

Den Wein, den wir heute nicht getrunken haben, probieren wir vielleicht bei einer Verabredung mit Freunden im Heunschen Haus, dem ehemals ersten Badehaus der Stadt, wo man in Absprache mit Familie Becker, im wohl schönsten Weinkeller der Region zur Weinverkostung zusammenkommen kann. Und jeder, der den Zauber eines guten Weines schätzt, weiß auch, dass er ein Verwandlungskünstler ist.

Kontakt, Öffnungszeiten Restaurant Villa Ilske

Ilskeweg 2
06628 Naumburg OT Bad Kösen
Telefon: 0176 11847194

www.villa-ilske.de

   

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