Der Stadtbrand in Naumburg 1517

02. Oktober 2017

Im Mittelalter traten häufig Stadtbrände auf, da die Häuser zum größten Teil aus Holz gebaut und mit Stroh oder Schindeln eingedeckt waren.

Brandmauern waren weitestgehend unbekannt. Die mittelalterlichen Gassen waren eng, die Häuser standen dicht an dicht. So konnte ein Feuer mühelos ganze Straßenzüge überspringen. Auch Naumburg hat zahlreiche Brände erlebt, so u. a. 1384, 1517, 1532, 1714 und 1716.

In der heutigen Naumburger Altstadt findet man kaum ein Gebäude, dass vor 1517 errichtet wurde, weil in diesem Jahre die Stadt nahezu vollständig zerstört wurde. Dazu ist einiges überliefert.

Das Feuer brach am Mittwoch, dem 21. Oktober 1517 abends zwischen 8 und 9 Uhr im Brauhof von Heinrich Peltz in der Mariengasse (-straße, Goldenes Hufeisen) aus. Die Darre (Einrichtung zum Trocknen von Hopfen) des Brauhofes war wohl ungenügend gesichert. Trotz Warnung „der umwohnenden Nachbarn und sein eigen Braugesinde“ wurde nichts dagegen unternommen, „Solche güttliche Warnung aber haben sie aus Stolz und Übermut verachtet, davon denn solcher Schade nachmals erwachsen.

Heinrich Peltz ist „nicht anheimisch gewesen“ als das Feuer, „welches der Hausmann nicht inne geworden“ aufgegangen, daß man daher nicht eigentlich wissen kann, wie es ausgekommen.“ „Es hatt sich aber das Feuer erhoben über das 4. Haus gegen St. Mariae Magdalenae Kirchen. Da also balde ein grosser Sturmwind entstanden, das sich das Feuer durch die gantze Stadt ausgebreitet hatt.

Bis 5 Uhr morgens wütete das Feuer, wobei 770 Häuser abbrannten, „… also dass man auf dem Markte zu allen Toren hinausgesehen.“ Nur 70 Häuser (in der Marienstraße, in der Pfarre [Gebiet am Holzmarkt, das dem Domprobst unterstellt war], und im Sacke [Wenzelsgasse, die ursprünglich zum Weingarten hin geschlossen war]) wurden verschont.

Die Kirche ist vor diesem Brande gantz mit Schieffer gedeckt, und der Thurm mit einer künstlichen Spitze gezieret gewesen, welche von dem Knopf an bis auff den Sims mit Kupfer zu decken ist verdinget worden.“ „Das Rathaus sampt der Neuen Waagen ist mit Ziegeln und schönen Giebeln, Dachungen und Bödemen schön gezieret, so wol auch mit eisern Fenstern und Thüren wol verwahret gewesen.“ „Dennoch hat das Flogfeuer, das auff und in die Bödenem geflogen, solches angezündet, und was daran von Holtz gewesen, gentzlich verbrand und verderbet.“

Obwohl Naumburg damals ca. 5 000 Einwohner hatte und das Feuer in der Nacht ausbrach, gab es keinen Personenschaden. „Und ist dem Allmechtigen Gott gleichwol höchlich zu danken, das kein Mensch weder alt noch jung, auch an krancken Personen, Sechswöchnerinnen, und Kindern, am Leibe und seinen Gliedmassen beschediget worden.

Es ist auch überliefert, dass die Naumburger nach dem Brand Unterstützung von außerhalb erhielten. „Von den umliegenden Städten sind 13 Malter Getreide anher geschickt worden, und unter andern hat der Rat zu Erfurt 10 Malter Korn der Stadt zugesendet. Die Kur-und Fürsten zu Sachsen haben dem Rate Salz gelassen, ungefähr 7 Schock Stein [Massemaß], und dafür nichts haben wollen.“

Für den Wiederaufbau haben „etliche Fürsten dem Rate mit Holz und etliche Städte milde Sachen mit ihrer Handreichung“ beigesteuert. Dennoch musste für den Aufbau der zerstörten öffentlichen Gebäude, wie das Rathaus, die Ratswaage oder den Wenzelsturm Kredite aufgenommen werden.

Der Naumburger Bischof Philipp von Freising, der vier Wochen nach dem Brande nach Naumburg kam, „hat noch gesehen, dass die Kohlen glimmen, rauchen und dampfen“. Er wurde vom Rat gebeten, „dass er in Ansehung des großen Brandschadens gemeiner Stadt der Jahrrente [Abgabe der Stadt an den Bischoff] Viertel ein oder mehrere Jahr erlassen wollte“. Dieser war aber nicht bereit, auf einen Teil seiner Einnahmen zugunsten des Wiederaufbaus der Stadt zu verzichten. „Damit die Wenzelskirche desto besser aufgebauet werden möchte“ stellte er aber einen Bittbrief aus, mit dem Spenden gesammelt werden konnten.

Dagegen war die Stadt zu ihren Bürgern großzügig, befreite sie in den ersten drei Jahren nach dem Brande von Teilen ihrer Steuerzahlungen, „damit sie sich ein wenig desto besser aufhelfen und wieder aufbauen könnten.

Gemessen an so manchem heutigen Bauvorhaben ging der Wiederaufbau der Stadt zügig voran. 1518 wurden die Erker auf dem Wenzelsturm und die Türmerwohnung neu erbaut sowie die Kirchturmspitze und der Turm mit Kupfer eingedeckt. Außerdem entstanden in den Folgejahren u. a. die Ratswaage, das Gewand- und Kaufhaus, das Frauenhaus, das Backhaus und die Badstuben neu. 1528 wurden auch die Bauarbeiten am neuen Rathaus unter Einbeziehung des Vorgängerbaus abgeschlossen. Parallel dazu verlief der Wiederaufbau der Wohn- und Geschäftshäuser.

Die neu aufgebaute Stadt soll schöner als zuvor ausgesehen haben, schon Sixtus Braun stellte fest, dass „Gott die Gnade gegeben, dass männiglich, so Naumburg zuvorn gesehen, sagen müssen, dass es besser erbauet, denn es zuvorn gewesen.“

Nach Überlieferungen von Johann Bürger und Sixtus Braun

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