ICH SPRUNG BEY BANGEN KRIEGS=GESCHREY, AM FRIEDENSFEST ERSCHIEN ICH NEU …

10. März 2013 

… ist auf der Glocke zu lesen, die auf dem Naumburger Wenzelskirchturm in der sog. Turmlaterne hängt.

Hat man die 242 Stufen, die dort hinaufführen, bewältigt, kann man sie eingehend betrachten. Sie hat einen Durchmesser von 53 cm und soll ca. 85 kg schwer sein. Oberhalb des genannten Schriftzuges ist ein Relief zu sehen, dass den Heiligen Wenzel, den Patron der Naumburger Stadtkirche darstellt, der das Naumburger Stadtwappen in der Hand hält. Außerdem kann man den Namen des Naumburger Glockengießers, C. W. Becker, der diese sogenannte Schulglocke schuf und das Datum 21. März 1763 erkennen.

Doch was hat es nun mit dem FRIEDENSFEST auf sich, das in der Inschrift erwähnt wird?

Am 15. Februar 1763 war auf Schloss Hubertusburg der Friedensvertrag unterzeichnet worden, mit dem der Siebenjährige Krieg sein Ende fand. Die Naumburger hatten während des Krieges insbesondere unter wechselnden Truppen, die unsere Stadt besetzten und versorgt werden mussten, Zwangsrekrutierungen und Kontributionszahlungen zu leiden gehabt. Die Freude über das Kriegsende war daher groß und am 21. März 1763 durfte ein vom sächsischen Kurfürsten festgelegtes „Friedensfest“ wie in ganz Sachsen auch in Naumburg und Umgebung stattfinden.

Eigentlich wollte der Stadtrat das Fest mit Rücksicht auf die überstandenen Drangsale nur kirchlich begehen, aber auf allgemeinen Wunsch willigte er dann doch in die Veranstaltung einer größeren Feier ein. Als an diesem Tag die Stadttore aufgeschlossen wurden, erklang vom Wenzelskirchturm erstmals die oben erwähnte Glocke, deren Vorgängerin vier Wochen zuvor zersprungen war.

Die Feierlichkeiten begannen mit einem Festgottesdienst. Während vom Turm „Herr Gott, dich loben wir“ erklang, drängten die Menschen aus allen Gassen in die Wenzelskirche, zogen die Ratsherren und Beamten vom Rathause und die Schulkinder von den Schulen aus dorthin. Man gedachte auch der Städte Zittau, Görlitz, Bautzen und Dresden, die der Krieg noch schlimmer getroffen hatte und sammelte Geld für deren Wiederaufbau.

An den Gottesdienst schloss sich eine Schulfeier mit Vorträgen an. Am Nachmittag versammelten sich die Postillione und Schützen in Almrich und zogen von dort in die Stadt vor das Rathaus. Die Bürger erhielten auf Kosten der Stadtkämmerei vier Eimer Landwein und vier Tonnen Bier. Später veranstalteten die Mädchen und jungen Burschen einen Umzug und am Abend zogen die Vorstädter mit Musik vor das Rathaus. Auch die Naumburger Kaufmannschaft kam zu Pferde mit Pauken, Trompeten und Pechfackeln und die Kramerinnung gab dem Stadtrat in der Residenz ein Festmahl. Noch zwei Tage lang feierten die Einwohner mit Tanz und lustigem Gelage die Wiederkehr ruhiger Zeiten.

Diese Ereignisse sind nun 250 Jahre her und wir könnten den 250. "Geburtstag" der Glocke vor Ort auf der Aussichtsplattform feiern, wenn der Wenzelskirchturm sich nicht noch im "Winterschlaf" befinden würde. Verschieben wir das Ganze also auf Anfang April, dann kann der Turm wieder bestiegen werden. Was machen bei 250 Jahren schon die paar Tage aus!

 

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