Nietzsches Schulzeit in Naumburg

11. März 2012 

Friedrich Nietzsche verbrachte einen Großteil seiner Kindheit und Jugend in Naumburg. Hier ging er acht Jahre zur Schule und auch nachdem er seine Ausbildung in Schulpforte fortsetzte, kam er in den Ferien und an Feiertagen zumeist in unsere Stadt zurück.

Nietzsche DenkmalFriedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 im Pfarrhaus zu Röcken geboren. Nachdem sein Vater 1849 starb, musste die Familie Nietzsche das Pfarrhaus Anfang April 1850 räumen und zog nach Naumburg.

Hier wohnte sie bis 1856 in einer kleinen Wohnung in der damaligen Neugasse 11 im Hause des Eisenbahnspediteurs Otto. Dieses Haus an der Ecke zur heutigen Gutenbergstraße wurde beim Bombenangriff im April 1945 zerstört. Ab 1856 hatte die Familie Nietzsche eine eigene Wohnung hinter der Marienmauer 15 bei der befreundeten Pastorin Harseim. Zwei Jahr später, im Sommer 1858, zog die Familie in das Haus Weingarten 18, welches Nietzsches Mutter später erwerben konnte und in dem sie bis zum Ende ihres Leben blieb.

Ab Ostern 1850 besuchte der noch nicht einmal sechsjährige Nietzsche gemeinsam mit seinen Freunden Wilhelm Pinder und Gustav Krug die Knabenbürgerschule am Topfmarkt. Diese Schule hatte zu dieser Zeit sieben aufsteigende Klassen, in denen 1850 insgesamt 393 Schüler von acht Lehrern und einer Lehrerin unterrichtet wurden. Nietzsche durchlief hier die Klassen sieben bis fünf.

Der Aufenthalt in der Bürgerschule fiel dem Jungen nicht leicht. Hier herrschte „ein zwar ganz gesitteter, immerhin doch etwas derber und lärmender Ton“, der nicht zu Nietzsches reserviertem Temperament passte. Das spiegelte sich auch in seinen Noten wider, die in der fünften Klasse schlechter als in der siebenten und sechsten waren. Er tat sich verhältnismäßig schwer, den Leistungsanforderungen vollauf zu genügen. Deshalb wurde er im Frühjahr 1853 aus der Bürgerschule genommen.

Das 1851 in Naumburg von Carl Moritz Weber gegründete Privatinstitut war die nächste Schule, die Nietzsche in Naumburg besuchte. Sie befand sich in einem Anbau zur Kirche St. Othmar und diente zur „gründlichen Vorbereitung für Gymnasien und andere höhere Lehranstalten“. Weber war zu der Zeit ein „Predigt- Amts- Kandidat“, der die Wartezeit zwischen seinem bereits abgelegten theologischen Examen und einer Anstellung als Pfarrer mit der Schulgründung zu überbrücken versuchte. An seinem Institut gab es nur drei Klassen, die von sechs Lehrern betreut wurden. Die Atmosphäre an dieser Bildungseinrichtung war entspannt, die Schüler wurden nicht überfordert und man sorgte für einen abwechslungsreichen schulischen Alltag.

Gegenüber der Bürgerknabenschule waren die Lehrinhalte beträchtlich umfangreicher, hier standen auch alte Sprachen und viel Religion auf dem Stundenplan. Die Zeugnisse der von Nietzsche hier besuchten vier Semester der zweiten und ersten Klasse zeigen, dass das angenehme Schulklima nicht die erhoffte Auswirkung auf seine schulische Leistungsstärke hatte. Der durchweg als lernwillig beurteilte Nietzsche wurde in seinem Sozialverhalten als vorbildlich gelobt, war aber den Noten nach ein eher durchschnittlicher Schüler ohne eine auffällige Sonderbegabung und ohne ein erkennbares Spezialinteresse.

Im Herbst 1855 wechselte Nietzsche zum Naumburger Domgymnasium, das er bis Herbst 1858 besuchte. Das Schulhaus war Bestandteil des Doms, unterrichtet wurde oberhalb des Kreuzganges im Westflügel der Klausur. Nach einer kurzen Prüfung wurde Nietzsche in die Quinta, die unterste Klasse aufgenommen, die 46 Schüler umfasste. Zusammen mit vier weiteren Klassen wurden hier 1855 insgesamt 192 Schüler unterrichtet, bis zum Abgang Nietzsches 1858 erhöhte sich die Schülerzahl auf 286. Acht bis neun Lehrer unterrichteten in den philologisch-historischen und naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern, drei weitere bestritten die Disziplinen Singen, Zeichnen und Kalligrafie. Wöchentlich waren von den Schülern über 30 Stunden Unterricht zu besuchen.

Nietzsches schulische Leistungen am Domgymnasium waren ähnlich durchschnittlich und schwankend wie am zuvor besuchten Privatinstitut. Die Quinta schloss er mit einem guten Notendurchschnitt ab, in der Quarta rutschte er wieder etwas ab. Für die Tertia liegen keine Zeugnisse mit Zensuren vor. 1858 wurde er für seine Leistungen öffentlich ausgezeichnet. Er „empfahl sich seinen Lehrern jederzeit durch Folgsamkeit und ein wohlgesittetes Betragen in und außerhalb der Schule“ und habe „im allgemeinen die nöthigen Fortschritte“ gemacht.

Nachdem sich Nietzsches Mutter tatkräftig um eine Freistelle für ihren Sohn an der Königlichen Landesschule Pforta bemüht hatte, konnte Nietzsche mit knapp vierzehn Jahren dort ab 5.Oktober 1858 zur Schule gehen. 

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