Nach dem Stadtbrand 1714 wieder aufgebaut - Mohrencafé am Dom

22. April 2025

Wer in Naumburg den Dom besucht, fällt danach geradezu ins Mohrencafé. Und wenn man das Kirchenhaus mit all seinen Schätzen mit den Augen verschlungen und unserer Uta gegenüber gestanden hat, dann könnte man schon einen kleineren oder auch größeren Hunger verspüren.

Die Tische und Stühle vor dem Haus laden an diesem eisigen Aprilsonntag, an dem wir hier zum Mittagessen einkehrten, noch nicht zum Verweilen ein. Wir haben Glück und bekommen einen Tisch im vorderen Gastraum. An einer Tafel neben uns hat sich eine größere Familiengruppe versammelt und auch sonst sind die meisten Stühle besetzt. Die beiden Kellnerinnen haben gut zu tun, dennoch werden wir zügig bedient. Die Speisenkarte ist umfangreich! Mehrere Vorspeisen, Gerichte für Kinder, Fleisch, Fisch, Vegetarisches... Mich lacht das Zanderfilet mit Salatbeilage, Rahmchampignons und Rosmarinkartoffeln an (19,30 €). Die Zubereitungsart des Fisches wird mir auf der Karte nicht verraten, ich lasse mich da gern überraschen. Dazu bestelle ich einen Bacchus trocken (0,2 l für 6,80 €), der sich mit seiner Frucht- und Muskatnote als guter Speisenbegleiter erweisen wird. Mein Mann wählt die Rinderroulade mit Apfelrotkohl und echten Thüringer Klößen, das klassische Festessen seiner Kindheit (19,10 €) und als Getränk ein Köstritzer Schwarzbier (0,5 l für 4,30 €). Zuvor bekommt er eine Soljanka serviert (5,90 €), die mit einem freundlichen Lächeln und einem Sahnehäubchen auf den Tisch kommt. Dass der Löffel auf der falschen Seite des Untertellers liegt, tut dem Wohlgeschmack keinen Abbruch. Ehe die Hauptgänge gebracht werden, betrachte ich meine Umgebung näher. Die Einrichtung passt zum Ambiente des Hauses. Spiegel an den Wänden vergrößern den Gastraum optisch. In den Fenstern stehen üppige Grünpflanzen, kleine Blumentöpfe auf dem Tisch, daneben ein kleines Glas mit einem Teelicht, das leider nicht angezündet wird. Im oberen Wandbereich findet sich eine Sammlung mit etlichen alten Kaffeekannen auf einem Bord. Ich erkenne eine Kanne, ähnlich der, wie sie sonntags nachmittags bei meinen Großeltern auf dem Kaffeetisch stand. Das passt genau zu dem Gefühl, das mich in diesem Raum umgibt, etwas nostalgisch, etwas gemütlich und mit Vorfreude auf Omas Kuchen. Dass sich Kuchen in meine Gedanken einschleicht, ist nicht verwunderlich. Die ersten Mittagsgäste sind gegangen und haben den Kuchenliebhabern Platz gemacht. So trägt die Servicekraft gerade ein großes Stück Mohntorte an mir vorbei, ehe sie das Fisch- und Fleischgericht an unserem Tisch serviert.

Speisen

Mein Zander ist leicht paniert, gut gewürzt und auf den Punkt gebraten. Es sind zwei Stücken in einer angemessenen Größe, der Geschmack ist sehr gut und die Rahmchampignions passen dazu. Die Salatbeilage, bestehend aus überwiegend Rot- und Weißkrautsalat in einer angenehmen Marinade, ist reichlich bemessen und fruchtig frisch. Einzig die Rosmarienkartoffeln überzeugen nicht. Sie gleichen Salzkartoffeln bestreut mit getrockneten Rosmarienkrümeln. Insgesamt bin ich aber mit der Menge auf dem Teller und dem Geschmack zufrieden. Ich bitte um eine Beurteilung des Fleischgerichtes und höre:“Es hat mir gut geschmeckt". Für einen kleinen Eisbecher ist noch Platz. Über zehn verschiedene Eisbechervariationen stehen auf der Karte und ich finde meinen Favoriten. In einer großen Eisschale bekomme ich ihn an den Tisch gebracht. Den langen Löffel schiebe ich ganz nach unten, um alle Schichten zu erfassen. Zuerst das Vanilleeis, dann das Apfelmus, die Sahne und zum Schluss den Eierlikör. Ja, das ist der typische Geschmack des Schwedeneisbechers, hier für 7,20 €. So gut gesättigt fällt es fast schwer, sich noch für ein Stück Kuchen zum mitnehmen zu entscheiden. Die Theke im Eingangsbereich des Cafés lockt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Sorten. Straßenverkauf ist üblich und so wählen wir Mohntorte, Apfeltorte und Quarkkuchen mit Rosinen, drei üppige Stücke für 9,10 €, die zuhause auf dem Kaffeetisch landen. Beim Verlassen des Cafés fällt unser Blick nochmal auf die Hausmarke über dem Eingang, mit der Inschrift "Auch nach dem großen Brand 22. Juni 1714, werd ich der Mohr genannt und steh in Gotteshand".

Mohrencafe

Kontakt, Öffnungszeiten - Mohrencafé am Dom

Steinweg 16
06618 Naumburg

03445 204565 

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Mo u. Di Ruhetag

Mi-So von 10:30-18:00 Uhr