G - wie Grimma

20. März 2015

Grün gesprenkelt von den ersten frischen Rasenspitzen und den aufbrechenden Knospen,  der erste Anblick auf das Areal des Klosters Nimbschen in Grimma begeistert mich.

Es ist Frühlingsanfang. Nachdem der Mond die Sonne heute Vormittag ein wenig angefressen hatte und sich mir durch ein Teleskop auf dem Schulhof ein spektakulärer Anblick der partiellen Sonnenfinsternis bot, hat er sie dann doch wieder ausgespukt, so dass sie ihre wärmenden Strahlen über das Muldetal ausbreiten kann.

Ein Kloster hatte ich mir immer mal zum Ziel meiner Hotelreise gesetzt. Mit Grimma bleibe ich auch  in etwa in dem ursprünglich angedachten 80 km Bereich und habe somit einen kurzen Anreiseweg. Gleich nach dem Unterricht starte ich und stelle  das Auto gegen 14:00 Uhr auf dem Parkplatz am Gästehaus ab. Das eigentliche Hotel ist ca. 200 Meter entfernt. Die in der Beschreibung angegebene Entfernung von 100 Metern bezieht sich augenscheinlich auf die Luftlinie, die über einen kleinen See führt. Da der Check- In erst ab 15:00 Uhr angegeben ist, begebe ich mich in die Klosterschenke, ich habe Hunger! Ein sehr hübsches, rustikal eingerichtetes Restaurant, in einem separat stehenden Gebäude, auf halber Strecke zwischen Hotel und Gästehaus, verspricht einen guten Start ins Wochenende. Mein Eindruck, dass diese Gaststätte nicht unmittelbar zum Hotel gehört, wird sich später bestätigen. Aus einer gut aufgestellten Speisekarte wähle ich eine von zwei möglichen vegetarischen  Speisen, Pasta mit Tomaten und Champignons, darüber Parmesanspäne. Sehr gut zubereitet, interessant gewürzt, zuzüglich einer 0,5 Liter Cola zahle ich 12,00 €, ich bin zufrieden.

Mein Vorhaben, den Radwanderweg nach Grimma bis ins Zentrum der Stadt zu laufen gebe ich auf, da bei nochmaligen Hinsehen auf der Entfernungsangabe nicht 3 sondern 3,8 km steht. Ich will unbedingt in die Sauna, ein kleiner Spaziergang muss also genügen. Fast 15 Uhr, Zeit zum Einchecken. Ich spaziere vom Restaurant zum Gästehaus und- Fehlanzeige, den Schlüssel gibt’s an der Rezeption des Hotels, lese ich an der Eingangstür. Der Weg wieder zurück, ist im Sonnenschein ein Vergnügen. An der Rezeption werde ich sehr nett begrüßt, ich fühle mich willkommen. Mir wird angeboten, für den Abend einen Tisch im Hotelrestaurant vorzumerken, das sich hier im Hauptgebäude befindet. Ich nehme das Angebot gern und etwas erleichtert an, denn eines von zwei vegetarischen Gerichten hatte ich heute in der Klosterschenke schon, so kann ich hoffen, dass die Speisekarte hier im Haus vielleicht ein besonderes vegetarisches Angebot präsentiert. Meine Frage nach der Öffnungszeit der Sauna, die sich in einem Nebengebäude, im Fitnesscenter befindet, wird nicht nur zur Zufriedenheit beantwortet, ja, die Sauna erwartet mich bis 22:00 Uhr, ich bekomme auch eine Tasche ausgestattet mit Bademantel, Badeschuhen und Handtüchern, ein Service des Hauses.

Guter Dinge wandere ich erneut an dem kleinen Teich entlang zum Bettenhaus, nehme meine Sachen aus dem Auto und begebe mich ins Treppenhaus. Leider kommt mir hier ein unangenehm muffiger Geruch in die Nase, vielleicht noch Nachwehen des Muldehochwassers 2013, dass die Klosterhotelanlage wohl sehr erwischt hatte. Zum Glück bleibt dieser Geruch im Treppenhaus, im Zimmer ist davon nichts mehr zu bemerken. Was für ein schönes Zimmer! Durch einen separaten Wohnbereich, mit Sofa, Sessel und Schreibtisch, gelangt man gerade aus auf einen Balkon mit schönem Blick auf das gesamte Areal. Links führt ein breiter Durchgang in den Schlafbereich mit Doppelbett und von dort geht es in das nicht sehr große aber geschmackvoll gestaltete Badezimmer. Auf dem sonnigen Balkon laden Stühle zum Verweilen ein, ich lasse mich aber nicht verführen und bleibe bei meinem Plan, kleiner Spaziergang, dann Sauna.

Auf dem Klostergelände befinden sich neben einer Ruine eines Klostergebäudes auf einem großen Freigelände, das im Sommer für Freiluftveranstaltungen genutzt wird, mehrere Bettenhäuser des Hotels, eine Kulturscheune, eine Minigolfanlage, eine Kegelbahn und sehr schöne Außenanlagen. Ich stelle mir vor, wie herrlich man hier im Sommer draußen sitzen und einen Wein genießen kann. Überall finden sich Hinweise darauf, dass hier wohl ein perfekter Ort zum Heiraten ist. Es gibt  einen extra Raum für Eheschließungen und die Feier in diesem Hotel lässt sicher keine Wünsche offen.

Ausgestattet mit meiner Wellnesstasche begebe ich mich in den Fitnessclub, in die Sauna. Es ist natürlich schön, wenn man in einem Hotel gleich mit dem Bademantel aus dem Zimmer kommend einen kurzen Weg zum Saunabereich hat. Leider habe ich damit aber auch schon meine schlechten „Kellersaunaerfahrungen“ gemacht. Was mich nun hier erwartet, hatte ich nicht erwartet! Ein sehr geschmackvoll eingerichteter, moderner Saunabereich. Finnische- und Biosauna sind in Betrieb, mehrere Duschen, Tauchbecken und Ruheraum. Eine Longe mit Rattanmöbeln und einem Kamin, ein Saunagarten- was will ich mehr. Ich genieße die Ruhe. Nur noch eine Dame befindet sich mit mir hier in der Sauna- perfekt!

Für 18:30 Uhr habe ich meinen Tisch für das Abendessen bestellt. Als ich mich dem Restaurant nähere sehe ich sehr viele Autos auf dem Parkplatz. Tatsächlich sind etwa ¾ der Tische besetzt. Mein Platz hätte besser nicht sein können. Ich mache es mir auf einem Polstersofa in einer kleinen Nische bequem, habe einen guten Blick ins Restaurant und auf ein großes Wandbild. Eine Hochzeitsszene wird hier dargestellt, es handelt sich um die Eheschließung von Martin Luther mit Katharina von Bora. 1523 floh Katharina mit acht weiteren Nonnen aus dem Kloster, dem Ruf der Reformation folgend. Dass sie dann auf den Reformator traf und sogar seine Frau wurde, machte sie berühmt und ist vielleicht ein Grund dafür, dass Nimbschen noch heute ein gefragter Ort ist. Für mich gibt es im Moment keinen Grund, von hier zu fliehen. Das behagliche Ambiente, mit den vielen angezündeten Kerzen, den gediegenen Möbeln und einem Aperol Spritz, den ich mir bestellt habe, lassen ein Wohlgefühl in mir aufkommen. Auf der Speisekarte finden sich viele leckere Sachen und zwei vegetarische Speisen, Penne mit Gemüse und Gnocci mit Gemüse. Ich liebe diese „Vielfalt“! Da ich heute schon Penne hatte fällt mir die Entscheidung nicht schwer. Als Gruß von der Küche gibt es ofenfrisches Brot mit Kräuterquark, das passt zum Haus und schmeckt hervorragend. Mein Aperitif ist dunkel orange, was auf einen hohen Anteil Aperol schließen lässt, die Wirkung ist schnell zu spüren.

Der Hauptgang ist korrekt zubereitet. Das Gemüse ist frisch, die Gnocci sind aus der Tüte, irgendwie fehlt dem Ganzen der Pfiff. Was ich rings um mich herum auf den Tellern sehe ist wesentlich einladender, na ja, da bin ich wohl selbst Schuld. An den beiden Tischen links und rechts von mir sitzen offensichtlich potentielle Eheschließende, die die Küche und die Weine testen, auch die Gesprächsfetzten, die ich auffange, unterstützen meine Vermutung. Es ist so gemütlich hier, so dass ich mich noch für ein Gläschen halbtrockenen Weißwein entscheide, der sehr gut schmeckt und mir nun endgültig zur Bettschwere verhilft. So begebe ich mich nun im Dunkeln, wieder vorbei am kleinen Teich, zur Ruhe und verbringe eine einigermaßen gute Nacht.

Dass mir am nächsten Morgen der Rücken schmerzt liegt wohl an der Kuhle, die die Matratze aufweist. Meine beiden Kopfkissen hatten dagegen eine Füllung, die kaum nachgab. Egal welches Kissen ich wie unter meinen Kopf schob, es war nie so ganz bequem. Als ich die Gardinen zurückziehe sehe ich wieder Sonnenschein, er lockt mich direkt nach draußen, ins Haupthaus, in den Frühstücksraum. Ich bin gespannt auf das „4- Sternefrühstück“, das im Zimmerpreis inbegriffen ist. Außer mir befinden sich im Frühstücksraum noch vier weitere Personen, die das Frühstück aber bereits weitestgehend beendet haben. Ich orientiere mich am Buffet. Aufbackbrötchen, Wurst und Käse, frisches Obst. Der Lachs ist fast alle und wird auch nicht nachgelegt. Das Rührei ist kalt, der Kaffee steht seit? schon in der Thermoskanne bereit, schade, ich hatte es mir nach dem perfekten Abend im Restaurant etwas exklusiver vorgestellt. Bis zum Auschecken verbleibt mir noch etwas Zeit, die ich nutze, um den Fragebogen auszufüllen, der im Zimmer bereit liegt. Alles in allem habe ich ein positives Resümee gezogen. Ich verkneife es mir aber nicht, darauf hinzuweisen, dass im Schlafzimmer in gutem Sichtbereich ein großes Stück Tapete fehlte und im Bad das Wasser im Waschbecken nur schwer abläuft. Und die Frage, ob ich wiederkommen würde, beantworte ich mit einem klaren „Ja“.

Kontaktdaten:

Hotel Kloster Nimbschen
Rezeption:   +49(0)3437 / 9950

eMail:          Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Adresse:      Nimbschener Landstraße 1
                   04668 Grimma

http://www.kloster-nimbschen.de

Wie beurteile ich das …

Hotel Kloster Nimbschen Note (1-6)
Lage, Landschaft, Infrastruktur 2
Freundlichkeit der Mitarbeiter beim Empfang 1
Größe des Zimmers 1
Ausstattung des Zimmers 2
Schlafkomfort 3
Größe des Badezimmers 2
Ausstattung des Badezimmers 2
Sauberkeit Zimmer und Bad 1
Ambiente im Restaurant 1
Auswahl auf der Speisekarte 2
Qualität der Speisen und Getränke 2
Kompetenz der Servicemitarbeiter 1
Wellnessbereich 1
Parkmöglichkeiten 1
Gesamtambiente des Hauses 1
Preis- Leistungsverhältnis 2
Durchschnittsnote: 1,5

Was würde ich unbedingt ändern, wenn das mein Hotel wäre?

  • Da man sich im Gästehaus keine Getränke aus dem Restaurant mitnehmen und auch keine bestellen kann (Weg), gehört hier ein Automat her oder eine Minibar ins Zimmer.
  • Auf das Klima im Treppenhaus achten.
  • Große Schadstellen an der Tapete und Mängel beim Wasserabfluss zeugen von wenig Verantwortungsgeist des Zimmerservices- Schulung!
  • Und der Klassiker: Denkt an die Vegetarier!